Fachartikel des Bundesverbandes Finanz-Planer e.V.

Spartipp: Selbstbeteiligung bei Versicherungsverträgen

Man kann sich nicht gegen alles versichern – aber man sollte seinen Versicherungsschutz auch nicht vernachlässigen. Mit Überlegung kann man seinen existenziell notwendigen und umfangreichen Versicherungsschutz aufbauen.

Richtig versichern ist nicht nur eine Frage des Geldes, richtig versichern ist in erster Linie eine Frage der Information und der richtigen Beratung und der darauf aufbauenden Planung.

Die Erkenntnis, dass man mit einer finanziellen Selbstbeteiligung an Schadensfällen Versicherungsbeiträge erheblich senken kann, ist nicht neu. Autofahrer wissen meist, dass eine Kaskoversicherung mit einer Selbstbeteiligung weniger kostet, als eine mit einer geringeren oder keiner Selbstbeteiligung.

Gleichwohl ist eine Selbstbeteiligung in anderen Versicherungsbereichen fast immer ungenutzt und wird auch von vielen Verbrauchern kritisch betrachtet. Dazu kommt, dass die meisten Versicherungsvermittler das Wort Selbstbeteiligung (SB) überhaupt nicht gerne hören. Warum? Selbstbeteiligungen verringern die Versicherungsprämien und damit auch die Provisionen.

Kunden, die auf Selbstbeteiligungen in ihren Versicherungsverträgen pochen, sind für den provisionsgewohnten Versicherungsverkäufer uninteressant, denn sie bringen bei mehr Arbeit bzw. Beratungs- und Erklärungsbedarf auch noch weniger Provision ein.

Hinzu kommt, dass die meisten Versicherten – weil sie nicht richtig beraten worden sind - fragen: „Wozu bezahlen ich denn so viel Geld für meine Versicherungen und muss dann im Schadensfall trotzdem einen Teil selbst bezahlen?“

Die Gesellschaften selbst haben bei Selbstbeteiligungen den Vorteil, dass sie Verwaltungskosten gewaltig senken können, denn die Regulierung von Kleinschäden verursacht hohen Aufwand an Zeit und Geld.

Verbraucher dagegen verzichten oft auf mögliche Sicherheiten ohne finanziellen Mehraufwand in vielen Bereichen, weil sie im Falle eines Kleinschadens lieber ein paar € mehr, weil keine Selbstbeteiligung, kassieren möchten.

Sie verzichten zum Beispiel auf eine umfassende Rechtsschutzversicherung, weil sie glauben, auf eine Hausratversicherung ohne Selbstbeteiligung – noch dazu bei einer teuren Gesellschaft mit großem Namen - nicht verzichten zu können.

Dabei könnten sie fürs gleiche Geld sowohl eine Hausratversicherung als auch eine umfassende Rechtsschutzversicherung, mit einer angemessenen Selbstbeteiligung im Schadensfall von 200 bis 500 €, haben.

Außerdem fällt das Risiko weg, dass die Versicherungsgesellschaft bei „häufigen“ – innerhalb von 2 Jahren 2 bis 3 – Kleinschäden, ihnen den Vertrag kündigt und man dann ohne da steht. Dies ist ganz fatal bei existenziell notwendigem Versicherungsschutz wie z. B. der Privathaftpflichtversicherung.

Sie nehmen zum Beispiel das Risiko auf sich, Forderungen nicht durchsetzen zu können, weil sie ein Prozessrisiko nicht tragen oder die Vorleistung für Anwalts- und Gerichtskosten aufbringen können.

Viele Verbraucher glauben, auf eine teure Vollkaskoversicherung für ihr geliebtes Auto nicht verzichten zu können. Unvorstellbar, wenn dem etwas zustoßen würde. Das „Heilix-Blechle“ ist mehr wert als die Familie?

Eine Unfallversicherung? Wozu? Außerdem, ist man ja dem Herrn Kaiser als Nachbarn und Kollegen verpflichtet, auch wenn der nur teure Produkte vermittelt.

Wer die Notwendigkeit von Versicherungen erkannt hat, sollte aber nicht beim nächstbesten Vertreter, der durch Zufall (Kaltaquise genannt) an seiner Haustüre klingelt und über den er nichts weiß, ohne sich weiter zu informieren einen Versicherungsvertrag abschließen. Solche übereilte Entscheidungen muss man unter Umständen sehr teuer bezahlen. Unverständliche Leistungs- und Prämienunterschiede von ein paar hundert Prozent sind an der Tagesordnung.

Für einen Verbraucher gibt es keinen vernünftigen Grund, viel Geld für schlechten bzw. unvollständigen Versicherungsschutz zu bezahlen. Genauso unbrauchbar aber ist das Handeln nach dem Motto „Geiz ist geil!“

Warum aber zahlen viele Verbraucher unnötig viel Geld für ihre Versicherungen?

Gründe sind oder können sein:

  • sie haben sich vor Vertragsabschluss nicht ausreichend informiert oder sind nicht richtig informiert worden
  • dass Verträge zum Teil unnötige, aber kostenpflichtige Risiken enthalten, weil sie nicht mehr vorhanden sind oder vielleicht sogar nie vorhanden waren
  • Risiken von schlecht informierten Verbrauchern zusätzlich bezahlt werden müssen, die bei anderen Gesellschaften kostenfrei Vertragsbestandteil sind
  • Selbstbeteiligungen, die die Prämie senken könnten, nicht bekannt sind oder von den Vermittlern verschwiegen werden

Der mündige Verbraucher begreift und weiß auch, dass er eine kundenorientierte Beratung nur von einem finanziell und produktunabhängigen Berater, Versicherungsvermittler oder Versicherungsmakler erwarten kann. Nur wer den Versicherungsmarkt mit seinen Produkten kennt und sie auch tatsächlich anbieten kann, wird dem Verbraucher vernünftige Konzepte anbieten.

Lange Vertragslaufzeiten von 3 Jahren bringen Kunden – abgesehen vom Laufzeitrabatt von 5 % - keinen Vorteil. 100 € mit Rabatt ist immer noch mehr und teurer als 60 € und kein Rabatt. Der Zweck: den Kunden möglichst langfristig an das Unternehmen zu binden und höhere Abschlußprovision zu sichern. Nachteil: Das Kündigungsrecht des Verbrauchers – wenn er merkt dass er falsch, schlecht und zu teuer versichert ist – wird ausgehebelt. Die unnötige, lange Vertragsbindung gibt dem Versicherer die elegante Möglichkeit, seine womöglich auch noch überhöhte Prämie in den nächsten 3 Jahren gerichtlich geltend zu machen und notfalls einzuklagen.

Eine Vertragsverlängerung ist ebenfalls so unnötig wie ein Kropf. Versicherungsverträge mit wenigstens einjähriger Dauer verlängern sich automatisch jeweils um ein weiteres Jahr, wenn sie nicht fristgerecht vor Ende des Versicherungsjahres gekündigt werden.

Eine besondere Erklärung des Versicherungsnehmers ist nicht erforderlich. Wenn ein Vertreter Ihnen mit welchen Argumenten auch immer glaubhaft machen möchte ein Versicherungsvertrag müsse verlängert werden, dann lügt er ganz bewusst. Er versucht so, Ihre Unkenntnis auszunutzen und Sie zu seinem Vorteil über den Tisch zu ziehen. Eine Vertragsverlängerung generiert eine neue Abschlussprovision und zusätzliche Kosten, die Sie als Verbraucher wieder bezahlen müssen.

Eine Gesellschaft, die durch Preis und Leistung überzeugt, hat es nicht nötig, ihre Kunden an langfristige und teure Verträge zu binden. Mit der abgegebenen Vertragsverlängerung knebelt sich der Verbraucher selbst. Er nimmt sich damit die Möglichkeit, kurzfristig zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln. Sollte man allerdings beweisen können, dass die Vertragsverlängerung unter falschen Voraussetzungen unterschrieben wurde, kann man den Vertrag wegen arglistiger Täuschung anfechten und von der Verlängerung zurücktreten. Der Versicherer wird in der Regel diesem Einwand folgen und den Vertrag in der Regel aufheben.

Prüfen Sie oder lassen Sie prüfen, ob die Versicherungsleistungen verbessert und die Kosten Ihrer bestehenden Versicherungen reduziert werden können. Wir helfen Ihnen bei der Umsetzung von der Theorie in die Praxis.

Entwickeln Sie hier einen ganz gesunden Egoismus. Das Ergebnis sollte sein: Besser, umfangreicher und preiswert versichert!

Sie kennen meine Einstellung, dass es für niemand einen vernünftigen Grund gibt, mehr als nötig für seine Versicherungen auszugeben. Jetzt ist es an der Zeit, die Theorie in die Praxis umzusetzen.

Dann heißt es wirklich: „Mehr Netto vom Brutto!“

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Autor
Bruno Steiner
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Bruno Steiner

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